Heute ist ein typischer Herbsttag. Von meiner Couch aus blicke ich direkt auf das Bild „Gelb, Rot, Blau“ von Wassily Kandinsky, das bei mir ebenfalls im Wohnzimmer hängt. Wenn ich das Bild ansehe, habe ich sofort gute Laune. Die Farben sind wunderbar intensiv. Da es ein abstraktes Bild ist, regt es meine Fantasie intensiv an. Ich entdecke jedes Mal eine andere Geschichte, wenn ich das Kunstwerk betrachte. Ja ich weiß, es ist ganz untypisch, da ich sonst eigentlich nur Landschaftsbilder habe, aber dieses Bild... das hat einfach was! Es handelt sich natürlich um eine Reproduktion, die ich vor einigen Jahren im Internet gekauft habe. Das Original von „Gelb, Rot, Blau“, gemalt in Öl auf Leinwand, befindet sich übrigens im Centre Georges Pompidou in Paris. Es hat die Maße 28 x 201,5 Zentimeter und gelangte durch eine Schenkung von Nina Kandinsky in das Pariser Museum. Wenn ich das nächste Mal in Paris bin, werde ich es mir dort bestimmt ansehen.
Wassily Kandinsky wurde 1866 in Moskau geboren. Während seiner Zeit am Staatlichen Bauhaus in Weimar schuf der sein Gemälde „Gelb, Rot, Blau“. Als der Künstler 1922 ans Bauhaus kam, war er schon eine Ikone der modernen Kunst. Nach seinem Kunststudium in München war er Mitbegründer der Künstlergruppe Phalanx. Seine erste Ausstellung hatte Kandinsky 1904 im Salon d'Automne in Paris. 1909 gründete er mit anderen Künstlern die Neue Künstlervereinigung in München. Sein erstes abstraktes Gemälde schuf er 1910. 1911 erschien sein Buch „Über das Geistige in der Kunst“. Im selben Jahr veröffentlichte er den Almanach „Der Blaue Reiter“ zusammen mit Franz Marc. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges flüchtete Kandinsky in die Schweiz und später nach Moskau. Wassily Kandinsky wurde 1922 von Walter Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen. Hier lehrte er bis zur Schließung des Bauhauses 1933. Als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei unterrichtete er die Kurse „Analytisches Zeichnen“ und „Abstrakte Formelemente“. 1924 war Kandinsky Mitbegründer der Gruppe „Die Blaue Vier“ gemeinsam mit Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Lyonel Feininger. Sein richtungsweisendes Buch „Punkt und Linie zu Fläche“ erschien 1926. 1933 emigrierte er nach Paris und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1944 in dem Vorort Neuilly-sur-Seine.
In seinem Gemälde „Gelb, Rot, Blau“ spiegelt sich Kandinskys eigene Kunsttheorie wider, die er in seinen Büchern erläutert. In seiner Logik der Formen und Farben ist die Farbe Gelb dem spitzwinkligen Dreieck, das Rot dem Quadrat und das Blau dem Kreis zugeordnet. Das synästhetische System Kandinskys geht weit über die Grundformen und -farben hinaus. Es umfasst auch Klänge und Gerüche.
Gelbtöne sind in dem Bild „Gelb, Rot, Blau“ vorherrschend. Einen zentralen Punkt bildet eine Figur in der hellen, linken Hälfte des Bildes, bestehend aus einem großen Rechteck in Zitronengelb und einem Kreis in einem kleinen, blauen Rechteck. Die Figur erinnert an eine menschliche Gestalt. Sie ist umgeben von streng geometrischen Linien und Formen. Die angrenzenden Orange- und Brauntöne führen zu einem dunkleren Bereich in der rechten Hälfte des Bildes. Hier überwiegen die Farben Rot, Blau, Violett und Schwarz. Zu sehen ist ein rotes Kreuz, überlagert von einem violetten Gebilde. Weiter rechts geht die violette Form über in einen blauen Kreis. In diesem dunkleren Bildbereich gibt es zudem mehrere schwarze Formen: Einen Stock mit Fähnchen, einen schwarzen Kreis und ein schwarzes geschwungenes Band. Zwischen den beiden Bildhälften befindet sich ein graues Viereck, in dessen Mitte sich ein schachbrettartig gemustertes, schwarzes Viereck abhebt. Darüber erhebt sich eine graue Sonne, die mit einem schwarzen und einem gelben Rand versehen ist. Zwei weitere Vierecke, die jedoch bunt kariert sind, befinden sich innerhalb des roten Kreuzes. Eingebettet sind die abstrakten Formen in ein violettes Wolkenband am linken und unteren Bildrand. Die rechte Bildhälfte ist in hellem Gelb gehalten. Manchmal meine ich in der linken Bildhälfte auch das Gesicht eines Fabeltieres zu erkennen. Der rot umrandete schwarze Punkt ist dabei das Auge. Je öfter ich das Bild betrachte, desto mehr neue Details entdecke ich ...
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