Caspar David Friedrich: Das ist ein Künstler, von dem ich zwei Reproduktionen besitze, weil ich sie so toll finde. Hier also mein zweites Lieblingsbild des Malers, der schon in der Romantik mit seiner modernen Kunstauffassung den Kunstbetrieb aufmischte. Ganz klar sieht man auch bei „Mönch am Meer“, wie klein der Mensch angesichts der Naturgewalt „Meer“ ist.
Anders als der Bildtitel vermuten lässt, sticht dir sofort der weite Himmel über dem tiefblauen Meer ins Auge. Im unteren Bildgeschehen zum Betrachter hin sind helle Dünen zu sehen. Sie bilden einen fast lichten Kontrast zu der ansonsten eher dunklen Farbpalette. Der Mönch, nach dem das Kunstwerk benannt ist, hebt sich klar, aber sehr klein von dieser gewaltigen Natur ab. Er ist als schwarz gewandete Figur mit hellem Kopf schlank und aufrecht etwas links von der Bildmitte vorne an der Uferkante zu sehen. Dennoch wirkt er schutzlos, umgeben von diesen Naturgewalten, die er zu bewundern scheint.
Auffallend ist die Dreiteilung dieses Meisterwerks. Den größten Teil nehmen Himmel und Wolken ein. Deutlich davon abgegrenzt ist das Meer, auf dem wir weiße Schaumkronen erkennen. Die dritte Ebene ist das Land. Es ist hell, vermutlich Sand, etwas bewegt wie sanfte, große Wellen. Hier nun findet sich unser einsamer Mensch wieder. Er wirkt gebannt, hat dem Betrachter den Rücken zugewandt.
Ich frage mich immer: Was empfindet dieser Mönch? Ist er einfach fasziniert von der Natur, die ihn wie ein überdimensionaler Rahmen umgibt? Fühlt er sich bedroht? Oder hätte er Lust, sich mit dem Segelboot auf große Fahrt zu begeben?
Für mich liegt der Reiz des Gemäldes genau in dieser Uneindeutigkeit. Es wird als bedeutendstes Werk von Caspar David Friedrich gefeiert und wurde schon nach seiner Entstehung 1810 in den „Berliner Abendblättern“ engagiert besprochen. Vermutlich ist es diese Vieldeutigkeit, die jedem Betrachter seine Interpretation ermöglicht. In diesem Sinne ist das Gemälde auch ausgesprochen modern. Es verzichtet auf Details, unterteilt die Leinwand in Flächen. Diese Flächen sind nicht begrenzt, sie setzen sich jenseits der Bildkanten fort.
Wenn ich das Bild anschaue, lasse ich meine Fantasie spielen. Ich erinnere mich an meine Reisen, empfinde die Salzluft und das Gefühl von Unendlichkeit, das sich mir nach Sonnenuntergang am Meer immer wieder übermittelt. Begeisternd finde ich, wie Caspar David Friedrich Hell und Dunkel, Licht und Schatten kontrastierend zueinander in Verbindung setzt. Der Mönch steht noch im lichten, im hellen Bereich. Die Sonne hat sich hinter den Wolken versteckt, aber Licht liegt noch am Ufer.
Dagegen wirkt das Meer in seiner Dunkelheit sehr tief, nahezu unergründlich. Farblich ist der Mönch der Meerfarbe angepasst. Schaut euch aber erst den Himmel an! Am Horizont geht das tiefe Blau des Wassers fast in Grünblau über. Darüber sind Wolken zu sehen, die noch ein Lila in sich speichern und von links nach rechts zu drängen scheinen. Diese Bewegung sehe ich als Kontrast zur Statik des Mönches.
Gleichzeitig fällt eine geometrische Linienführung auf: Der Mönch steht nämlich auf einer Art Vorsprung, die wie eine kleine Spitze ins Meer hineinragt. Das hell gemalte Land ist von der Form her einem Dreieck ähnlich. Auch dadurch ergibt sich eine Spannung zur dunkel gemalten Horizontlinie, die eine Grenze zum mächtigen Himmel bildet.
Die Farbpalette ist dunkel und zeigt monochrome Farbflächen, die durch leichte Schattierungen „belebt“ werden. Hier ist kein heiteres, südliches Meer zu finden, sondern eine ernste, nordische Meeres-Landschaft. Gerade deswegen mag ich das Bild so! Es erinnert mich an Rothko, lässt aber auch Sujets surrealistischer Künstler in mir aufscheinen. Bei mir hängt der Druck über dem Bett. Es lädt mich zum Nachdenken und Träumen ein. Es zeigt mir ferne Welten und führt mich auch in meine eigene, innere Welt!
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