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Cotopaxi


Cotopaxi von Frederic Edwin Church
Cotopaxi von Frederic Edwin Church

Hallo, ihr Lieben! Es ist Donnerstag, und morgen ist Feiertag! (Happy Halloween!); ich habe also heute Zeit und Muße, Euch wieder eines meiner Lieblingsbilder vorzustellen. Cotopaxi – ein Gemälde, das der amerikanische Landschaftsmaler Frederic Edwin Church 1855 gemalt hat. Ich habe es schon seit einigen Jahren bei mir über dem Schreibtisch hängen. Gerade sitze ich darunter, betrachte es und bin jedes Mal wieder auf´s Neue beeindruckt von der Geduld und dem großen Können des Künstlers. Church wurde am 4. Mai 1826 in Hartford, Connecticut geboren. Er starb am 7. April 1900 in New York. Der Maler stammte aus einer wohlhabenden Familie, konnte sich also ohne finanziellen Druck seiner Passion widmen.

Das Bild mit dem im ersten Moment etwas ungewöhnlich klingenden Namen zeigt den Cotopaxi, den mit einer Höhe von knapp 5900 Metern zweithöchsten Berg der Anden in Ecuador. Er gilt als einer der vulkanisch aktivsten Berggipfel der Erde und liegt heute im gleichnamigen Cotopaxi-Nationalpark. Als das Werk entstand, herrschte allgemein eine große Aufbruchstimmung, und besonders unter den Künstlern. Man wollte hinaus in die Welt, und das, was man gesehen hatte, sollte dem Geist der Zeit entsprechend möglichst naturgetreu wiedergegeben werden. Church war besonders mitgerissen von den Reiseberichten der Südamerika-Expedition des Naturforschers Alexander von Humboldt. 1853 machte auch er sich auf und bereiste die Anden, die damals schon aufgrund ihrer üppigen Vegetation eine enorme Faszination auf die Menschen ausübten.

Cotopaxi bedeutet in der Sprache der Einheimischen „Hals des Mondes“. Zugegeben, ein merkwürdiger Name. Aber seine Bedeutung wird sich jedem erschließen, der an einem wolkenlosen, klaren Abend den mächtigen Berg von unten betrachtet. Nach Sonnenuntergang sieht es so aus, als würde der Cotopaxi den Mond wie einen Kopf auf seinem schlanken Gipfel tragen.

Mir gefällt das Bild aufgrund seiner unglaublichen Tiefe und der Dramatik, die es ausstrahlt. Es wirkt nur auf den ersten Blick wie die detailgetreue Abbildung einer exotischen Berglandschaft. Wenn man es länger betrachtet, spürt man förmlich die Bewegung, die ständige Veränderung in der Natur. Im Vordergrund ist ein ausgedehntes Anwesen zu sehen und Menschen, die sich darauf zu bewegen. Ein Bach schlängelt sich durch die satte, grüne Ebene. Diese Szene wird aus der Ferne von Sonnenlicht beschienen und wirkt heiter, fast unbeschwert. Aber es scheint sich etwas zusammen zu brauen. Mächtige, dunkle Wolken ziehen aus dem Hintergrund herauf und verleihen dem Kunstwerk etwas beunruhigendes. Ich finde diese Spannung so interessant, die daraus entsteht. Die Wolken, die vermutlich einen Wetterumschwung ankündigen, vielleicht ein Gewitter – und dann dieser schneebedeckte Gipfel des Cotopaxi, der, von der Sonne beleuchtet, noch strahlender und heller wirkt. Er steht da wie ein würdevoller, alter König, der unerschütterlich auf seinem Thron sitzt, und dominiert mit seiner majestätischen Erscheinung das ganze Bild. Was auch passiert – den erhabenen Cotopaxi bringt nichts aus der Ruhe. Auf mich macht es sogar den Eindruck, als würde der Berg die Natur und die Menschen in seiner Umgebung auf eine magische Weise beschützen.

Etwas zauberhaftes, eine gewisse Magie ist vom Maler Frederic Edwin Church übrigens gewollt. Er war dafür bekannt, die Landschaft auf seinen Gemälden nicht originalgetreu abzubilden, sondern aus seiner Phantasie heraus eigene Darstellungen zu erschaffen. Das entsprach auch dem Geschmack der Zeit, heute würde man sagen: es lag total im Trend. Später entstanden von Church noch andere Werke mit dem Namen „Cotopaxi“. Das Originalbild hängt seit 1965 im Smithsonian American Art Museum in Washington, D. C. Ich wäre wahnsinnig gespannt, wie das Gemälde mit seinen leuchtenden Farben und der intensiven Lichtstimmung „in echt“ auf mich wirken würde. Hoffentlich gelingt es mir, eines Tages dorthin zu reisen, ich hab´s mir jedenfalls fest vorgenommen!

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